im
Raum
des
Wissens


Weg 3

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Aktivität erzeugt Wissen



Alles, was besteht, verdankt seine Existenz kreativer Aktivität. Ohne sie ist nichts.

Jede Aktivität hinterlässt Spuren – und diese Spuren sind das, was wir „Wissen“ nennen.

Dieser Vorgang wird häufig „Lernen“ genannt. Gelerntes wird immer aktiv erworben und äußert sich nur in seiner aktiven Anwendung. Wir sagen nun, dass jedes Geschehen mit einem solchen Lernen verbunden ist. Alles, was sich ereignet, gräbt sich ein in das Gedächtnis des Ganzen, wird zu Wissen. Und das bleibt nie ohne Folgen – ob diese für uns sichtbar sind oder nicht.

Die Spuren bilden Strukturen im Raum. Dadurch wird die in ihm stattfindende vibrierende, strahlende Aktivität geordnet. Diese Ordnung ist Ausdruck des Wissens und macht den Raum zum Raum des Wissens.

Aktivität gibt dem Raum des Wissens Struktur, die sich zu sogenannten „Gestalten“ vereinfachen kann – und sich ihrerseits als strukturierte Aktivität äußert.

Solange dieses Zusammenspiel von Aktivität und Wissen nur in dem spezifischen Kontext betrachtet wird, den wir die „Sphäre“ einer Gestalt nennen, wiederholt sich letztlich alles irgendwie. Doch dabei muss und kann es nicht bleiben. Jede Aktivität hinterlässt mehr als eine Spur, durchdringt etliche Sphären. Und jede Spur oder Gestalt im alle Sphären umfassenden Raum ist gekoppelt an eine Vielzahl von Aktivitäten. Dies führt zu komplexen Verknüpfungen, die mehr oder weniger stabil den Ablauf der Aktivitäten steuern.

Immer aber bleibt noch reichlich Spielraum für Variationen und freie Entscheidungen. So werden neue Verbindungen geknüpft und die Struktur des Raumes des Wissens verändert sich.

Statt „Veränderung der Struktur“ können wir diesen nie endenden Prozess auch das „Entstehen neuer Strukturen“ nennen. Der Raum hat genügend Platz dafür, weil er sich in die Dimension des Wissens erstreckt. Er muss trotzdem nicht ständig wachsen, denn immer wieder kristallisieren sich neue Gestalten heraus, die komplexe Strukturen zusammenfassen und vereinfachen.

Wissen ist nicht nur das Beständige, Gleichbleibende, Sich-Vervielfältigende, sondern auch das Vereinigende, Gestaltende. Beides aber wird erzeugt durch Aktivität.

Eine Überspitzung der hier dargelegten Betrachtungsweise, die Aktivität als Ursache für Wissen erkennt, kann dazu führen, Letzteres als sekundär abzutun. Die eigentliche Realität scheint ohne Wissen auszukommen, ist es doch nur Produkt, abgeleitet aus Wahrnehmung und Erfahrung.

Doch ebenso gut kann Wissen als Quelle jeder Aktivität gelten. Im Raum des Wissens, dem Kontext jeder Aktivität, können beide Ansichten zu ihrem Recht kommen – und noch viele andere. Sie müssen sich nicht gegenseitig verdrängen, sondern durchdringen einander.